Hans Feyerabend , gebürtiger Kleinmachnower, 15 Jahre lang Wahlberliner, zeigt nach 8 Jahren als freischaffender Künstler in Miami seine Arbeiten zum ersten mal seit 2002 wieder in Deutschland: im neuen Rathaus Kleinmachnow. Der Titel - coming home Heimkehr, ist Programm: die Ausstellung ist der Start für verstärktes Engagement des Künstlers in Deutschland.
Die Arbeiten spannen einen visuellen Bogen zwischen alter und neuer Heimat. Gezeigt sind vornehmlich Porträts, von Montagen kleinformatiger Skizzen bis zu großformatigen, fast monumentalen Frauenportraits. Feyerabend arbeitet nur in Ausnahmen nach der Natur. Das Bild des Menschen ist ein Grundmotiv.
Für Feyerabend ist die Ausstellung eine sehr persönliche Angelegenheit. 1965 wurde er keine 500 meter vom Rathaus in der Klinik Kleinmachnow geboren. Er verbrachte Kindheit und Jugend in unmittelbarer Nähe. Kleinmachnow ist für ihn Familie, Schule, erste Liebe und vieles andere mehr. Es sind die Erkundungstouren mit dem Fahrrad in die Umgebung, an die Seen, in verbotene Grenzgebiete, zu verlassenen Bahnstrecken und verwilderten Gärten. Was Feyerabend als Künstler antreibt, sind neben Veranlagung und der Zeit in Berlin immer wieder Rückgriffe auf die Zeit des Heranwachsens, hier, im “Brandenburger Sand”.
Feyerabend brauchte den Aufenthalt in der Fremde, um seine Heimat zu finden. Künstlerisch international gebildet und erfahren (seine Vorbilder sind neben anderen Vermeer, Beckmann, de Kooning und Bacon), ist er seinen Wurzeln treu geblieben. Deutschland mit seiner oft dunklen Vergangenheit, deren Nachwirkungen er am eigenen Leibe zu spüren bekam (die Berliner Mauer führte durch den Garten seines Elternhauses), der radikale Wechsel im Osten mit dem Mauerfall und die alte neue Metropole Berlin sind für ihn nicht nur mentale Anker, sondern gelebte Erfahrung. Diese Ambivalenz spielt durch die Bilder, oft mischen sich heitere Noten mit dunklen Tönen, ist eine finstere Visage durch freundiche Lokaltöne gebrochen, zeigen ebenmäßige Schönheiten abgrundtiefe Schwärze.
Neben Portraits und Akten werden auch einige Landschaften gezeigt. Auch hier wird eine Art visueller Grundlagenforschung betrieben: Landschaft wird zum Zeichen vereinfacht. Licht und Schatten, Nähe und Ferne sind die Noten einer einmaligen Melodie, und werden Birkenschonung oder Everglades. Zu Miami, der rasant wachsenden Metropole am Nordrand der Karibik entstand trotz Sonne, Strand und -Palmen keine tiefere Beziehung. In ihrer lauten Widersprüchlichkeit förderte die Stadt eher Introversion und damit die notwendige Konzentration aufs Arbeiten, welche die imense Bildproduktion der letzten Jahre mitbegründen.
Feyerabend’s Bilder lohnen die Fahrt in die Vorstadt, seine Bilder sind wie ein gelungener Landausflug: authentisch und erfrischend, die Eindrücke werden bleiben.
Das Rathaus ist Montags bis Freitags 9 bis 17 Uhr geöffnet, der Katalog mit Feyerabends Arbeiten ist im Rathaus und in der Natura Buchhandlung am Marktplatz erhältlich.
Artikel in der Kleinmachnower Zeitung, April 2007
Laudatio zur Ausstellungseröffnung von Bodo Müller, März 2007